Die Ernennung von Luis Antonio Tagle, die Kurienreform und die nächste Papstwahl!

Am 8. Dezember gab Papst Franziskus bekannt, dass Kardinal Luis Antonio Tagle (62) zum neuen Präfekten der Kongregation für die Evangelisierung der Völker ernannt wurde und damit Kardinal Fernando Filoni (73) ersetzen würde, welcher hingegen Kardinal Edwin Frederick O'Brien (80) als Kardinal-Großmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem ersetzen würde. Dieser Personalwechsel ist eine der größten Degradierungen die der Vatikan jemals gesehen hat.
Die Nachricht war eine größe Überraschung, da Kardinal Filoni noch nicht das Rücktrittsalter von 75 erreicht hat oder seine Amtszeit abgelaufen ist. Noch größer ist die Verwunderung über diesen Personalwechsel, wenn man einen Blick auf die aktuellen Präfekten der neun Kongregationen der Römischen Kurie wirft. Von diesen neun Präfekten gibt es mit den Kardinälen Marc Ouellet (75, Kongregation für die Bischöfe), Luis Ladaria Ferrer (75, Kongregation für die Glaubenslehre), Giuseppe Versaldi (76, Kongregation für das Katholische Bildungswesen), Leonardo Sandri (76, Kongregation für die Orientalische Kirchen) und Beniamino Stella (78, Kongregation für den Klerus) gleich fünf Präfekten, welche das Rücktrittsalter von 75 Jahren bereits erreicht haben.
Wenn man daher auf diesen Fakt alleine schaut, macht dieser Wechsel an der Spitze von "Propaganda Fide" keinen Sinn. Mit einem Blick auf aktuelle Geschehnisse im Vatikan, macht dieser Schritt jedoch etwas mehr Sinn.
Kardinal Fernando Filoni (REUTERS/Ari Jalal)
Aber zuerst müssen wir erst einen Blick auf Kardinal Filoni werfen: Er wurde im Jahr 2011 von Papst Benedikt XVI. zum Präfekten für die Kongregation für die Evangelisierung der Völker ernannt und im Zuge dessen dann im Jahr 2012 in das Kardinalskollegium erhoben. Der ehemalige Diplomat für den Vatikan erreicht schon fast einen Berühmtenstatus, nachdem er im Jahr 2003 verweigerte den Irak zu verlassen, wo er als Nuncio stationiert war. Filoni kam im letzten Jahr jedoch für sein Handeln im Rahmen des Vatikan-China Abkommens in die Kritik. Dieser unterstütze den Vertrag, an welchem er und Kardinal-Staatssekretär Pietro Parolin maßgeblich beteiligt waren. Kardinal Joseph Zen, der emeritierter Bischof von Hongkong, nannte Filoni in seiner Kritik sogar bei Namen. 
Die Gründe für diesen Wechsel sind offiziell natürlich unbekannt, liegen aber vermutlich eher mit dem Wunsch Franziskus' Tagle in dieser Position an der Kurie zu haben, als Filoni nicht zu haben. Dies würde zumindest begründen, warum der Heilige Vater Tagle nicht als Ersatz für einen der fünf Präfekte über dem Alter von 75 ernannte.
Einer der Gründe warum sich die Mehrheit der Kardinäle im Konklave 2013 für die Wahl von Jorge Mario Bergoglio zum 266. Nachfolger des heiligen Petrus entschieden haben, liegt wohl darin, dass man sich von ihm neben einer Revolution in der Kirche auch eine Rekonstruktion der Römischen Kurie erhoffte und an dieser arbeitet man seither im Vatikan.
"Predicate Evangelium" wird die neue Konstitution der Römischen Kurie heissen und damit, die 1988 eingeführte Konstitution, "Pastor bonus" ablösen. Diese Konstitution wird die Struktur der Römischen Kurie drastisch revolutionieren, sodass kein Unterschied mehr zwischen Kongregationen und Päpstlichen Räten gelten solle.
Einen großen Wert legt Papst Franziskus und sein Kardinalsrat, welcher an" Predicate Evangelium" arbeitet, dabei auf die Evangelisierung.
So soll die Kongregation für die Evangelisierung der Völker, welche 1622 von Papst Gregor XV. gegründet wurde, und der Päpstlicher Rat zur Förderung der Neuevangelisierung, welcher 2010 von Papst Benedikt XVI eingeführt wurde, abgeschafft werden und zu einem Dikasterium für Evangelisierung zusammengelegt werden. Diese "Superkongregation" soll nach dem Staatssekretariat der wichtigste Teil der Kurie sein und in der Wichtigkeit damit noch vor der Glaubenskongregation stehen.
Und genau hier kommt Luis Antonio Tagle ins Spiel.
Kardinal Luis Antonio Tagle (CNS/PAUL HARING)
Der neue Präfekt der Kongregation für die Evangelisierung der Völker ist, in seinem bisherigen Posten als Erzbischof von Manila, auch als "asiatischer Franziskus" bekannt und gilt für viele Experten als der Wunschnachfolger von Papst Franziskus.
So geht der italienische Journalist Sandro Magister sogar so weit Tagle als "Dauphin von Papst Franziskus" zu bezeichen, "den er "in pectore" als Nachfolger hat". 
In Asien ist Kardinal Tagle bereits ein Superstar und eben für seine Evangelisierung bekannt, welche sehr nah an den Visionen von Papst Franziskus liegt. Im Westen hat der Philippiner zwar schon einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht, ist jedoch für den Großteil der Katholiken noch kein Begriff.
Dies, so scheint es, versucht Franziskus nun zu verändern, in dem er dem 62-jährigen Phillipiner eine der wichtigsten und größten Kongregationen anvertraut. Es lässt sich kaum bezweifeln, dass Franziskus dies tut, um Tagle als "Spitzenkandidaten" für das nächste Konklave zu etablieren.
Tagle könnte sich in dieser neuen Rolle für Papst Franziskus zu dem entwickeln, was Kardinal Joseph Ratzinger für Papst Johannes Paul II. war.

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